Fassadenwettbewerb Quartier III an der Frauenkirche, Dresden


Lageplan Ansicht Blick vom Neumarkt Blick vom Neumarkt Blick von der Frauenkirche Ladenzone Detail Fenster
Erläuterungsbericht

Dem Entwurf des oben genannten Fassadenbereiches sind die Forderungen, die sich aus der städtebaulichen und gestalterischen Konzeption für das Neumarktgebiet in der Fassung des Stadtratsbeschlusses vom 17. Januar 2002 ergeben, zugrundegelegt. Der vorgesehene Teilbereich Quartier III wird weitgehend am historischen Vorbild wiedererrichtet, d. h. die Abfolge der straßenseitigen Fassaden orientiert sich an der Gliederung bzw. den Proportionen der historischen Fassaden.Unter dieser Voraussetzung wird gleichzeitig versucht, eine zeitgemäße architektonische Formensprache zum Ausdruck zu bringen. Wichtig ist die Korrespondenz von historischen "Leitbauten" und neuen "Füllbauten" nebeneinander bzw. die Anerkennung der Dominanz der Frauenkirche. Auch setzen die gegenüberliegenden modernen Fassadenbereiche des Quartiers 1 (Prisco- Areal) einen qualitätsbildenden Maßstab, der zu berücksichtigen ist. Gleichzeitig wurden die Eigenarten des betreffenden ehemaligen Bauwerkes "Hotel Bismark" anhand von überlieferten Dokumenten untersucht und z. T. in die Gestaltung der Fassade einbezogen. Das betrifft den Fassadenknick, die Fassadengestaltung mit vielen engstehenden kleinen Fenstern, die mittige Ausrichtung im EG (bogenförmiger Eingang) bzw. OG (Balkon), Dachform (Mansarddach), First- und Traufhöhe, den baukörperlich- funktionellen Zusammenhang mit "Neumarkt 4+5" (Haus 3) und die Aufnahme der Bauflucht von "Neumarkt 4".
  • Neben der städtebaulichen und gestalterischen Gesamtkonzeption zu den Neumarktbauten, einem Nachempfinden der Eigenarten des betreffenden historischen Baukörpers und einem Zugrundelegen der funktionellen Nutzungskonzeption wurden folgende neue Gestaltungsprinzipien in den Fassadenentwurf aufgenommen:
  • enge Lochfassade wird vom historischen Vorbild aufgenommen, jedoch mit verlängerten Fenstern eingehend auf die Kanten- bzw. Linienführung der Nachbarfassaden; gemäß der beabsichtigten Büronutzung (variable Möblierung) ist ausreichend natürliche Belichtung erforderlich;
  • ruhige Randzonen beidseitig über gesamte Gebäudehöhe, um die historischen Nachbarfassaden voll zur Wirkung zu bringen (überwiegend am Neumarkt) bzw. um die verschiedenen Schaffensepochen klar abzugrenzen und gleichzeitig zusammenzuführen;
  • Ablesbarmachen von 2 längsgerichteten Fenstergruppen, die eine kleinteilige, senkrecht orientierte Fassadenwirkung unterstreichen; angemessene maßstabsbildende Rahmung für den Hauptbau Frauenkirche;
  • Ladenzone im EG und OG fügen sich in Gesamtfassade ein, setzen sich jedoch gestalterisch durch eine großflächigere Fensterlösung von den darüberliegenden Fenstergeschossen ab und erscheinen als ablesbar zusammengehörende Nutzungseinheit;
  • Gebäudetypischen Fassadenknick sichtbar machen durch entsprechenden Abstand der Fenstergruppen beidseitig; die Tiefe der Fensterumrandungen (ansteigend in nördliche Richtung) verdeutlicht eine annähernde Verlängerung der südwestlichen Gebäudeflucht in den oberen Geschossen:
    die Fenstergewände aus getönten Glasplatten treten umlaufend schmal aus der Fassade 2. - 4 .OG hervor und unterstreichen die Eigenart der abgeknickten Gebäudeflucht; die Stahlfenster in der Ebene der Außenwand erscheinen feingliedrig in der engen Lochfassade und unterstreichen die ruhige, klare Fassadenwirkung;
  • die aus der Fassade hervortretenden Fenstergewände in 3 oberen Geschossen in nördlicher Richtung ergeben in der Gesamtwirkung einen Erkerbereich, der bereits in der Gestaltungssatzung 1995 in diesem Bereich angedacht war (Fassade 4, An der Frauenkirche 21);
  • die Fensterbrüstungen sind zum Teil in unterschiedlich getöntem Glas vorgesehen, wobei das Farbkonzept mit der Farbgestaltung der Nachbargebäude noch abgestimmt werden muß;
  • im unteren Fassadenbereich (bis Mitte 1. OG) sind Sandsteinplatten als Verkleidung vorgesehen (Linienführung südliches Nachbargebäude), darüber Glattputz in dezenter heller Farbtönung (gemäß abgestimmter Farbkonzeption);
    als Dachdeckung sind rote Biberschwänze gemäß Satzung vorgesehen; die Flachdachzone wird in Dachbahnen beschiefert (rot) incl. 1 Schweißbahn und Voranstrich in der Preisspanne 15 - 20 EUR/qm (netto) vorgeschlagen
  • die Dachform stellt ein Mansarddach dar (histor.), wobei sich im Firstbereich o. g. Flachdachzone gemäß Vorgaben befindet; damit kann das Gebäude tiefer werden bzw. die Dachneigung steiler (s. funktionelle Nutzung);
  • insgesamt sollte eine gleichwertige Fassadenqualität neben den historisch bedeutenden Nachbarhäusern entstehen;
  • Die allseitigen, interessanten Blickbeziehungen zu Frauenkirche, zur Augustusstraße mit Jüdenhof (Verkehrsmuseum), zu Quartier 6 und 1, zur Schlosssilhouette mit Schlosstürmen und zum Neumarkt mit Denkmalen Martin Luther und Friedrich August II wurden berücksichtigt und aufgenommen. Sie gewährleisten einen gehobenen funktionellen Nutzungscharakter.
Auftraggeber: Baywobau Dresden Baubetreuungs GmbH
Zeitraum: 2006